Bindungskonzept

Unsere Leitlinien

nach Dipl.-Psych. Helmut Johnson

Sichere Bindung entsteht durch gute Versorgung der Grundbedürfnisse. Wächst ein Kind ohne sichere Bindung auf, können Körper- und Gehirnwachstum beeinträchtigt sein, ebenso Körpergefühl, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Einfühlungsvermögen in andere, Sprache, Neugier und Lernmotivation. Viele Kinder stehen „unter Strom“ und zeigen heftige Überreaktionen.

Eine Bindungsstörung ist – wenn überhaupt – nur heilbar durch Bindung:

Bindungsentwicklung als vorsprachlicher Prozess läuft zunächst nur über Körperkommunikation. Während dessen muss das Kind so behandelt werden, wie es seinem emotionalen Entwicklungsalter entspricht. In der Bindungsphase muss es nur minimale Anforderungen erfüllen und erhält in allem Hilfe – gerade wenn es sich selbst überschätzt. Kindergarten, Schule, Therapie etc. sollen möglichst zurückgestellt werden bis das Kind „angedockt“ ist bei seinen Bindungspersonen. Erst wenn die Bindung aufgebaut ist, geht es daran, Ressourcen zu stärken, das Kind zu fördern und zu fordern. Ein sicher gebundenes Kind akzeptiert die Grenzsetzung (wenn auch mit Protest). Die Bindungsperson vermittelt dem Kind die Welt: Sie muss sich selbst sicher sein, robust Anforderungen vertreten und Grenzen setzen. Ein sicher gebundenes Kind entwickelt ab 3-4 Jahren ein Bewusstsein für Moral und Regeln. Es tut das Richtige zuerst der Bindungsperson zuliebe, erst später erfolgt die Verinnerlichung der Regeln.

Die Bindung zum Kind setzt immer auch eine positive Anbindung der Eltern voraus
–> Unser Konzept Familienarbeit kümmert sich um die Eltern.

Bindungsarbeit erfordert langfristige, zufriedene und stabile Bindungspersonen
–> Unser Konzept zur Mitarbeiterpflege kümmert sich um die Mitarbeiter.

Bindungsstörungen bedeuten ein Risiko, Täter oder Opfer von Gewalt und Missbrauch zu werden
–> Hier setzt unser Schutzkonzept an.

Unsere Angebote

Die Aufnahme eines Kindes mit frühkindlicher Bindungsstörung bereiten wir möglichst gründlich vor:

1. Phase: Bindungsaufbau durch Körperkontakt und Nähe (4 – 8 Wochen):

Die Bindungsperson ist bei der Aufnahme dabei und in den ersten Wochen möglichst viel anwesend. Das ganze Team ist in dieser Phase gefordert Mehrarbeit zu leisten, um die Bindungsperson zu unterstützen.

Bindungsrituale: Körperkontakt & Verwöhnung

  • Nähren/Wärmen
  • Kuschelrituale /Pflegerituale
  • Basale Stimulation: Riechen & Schmecken
  • Archaische Spiele: Fangen, Verstecken, …

Sichere Strukturen: Das Kind wird behutsam eingeführt in die Tagesstruktur, die Sicherheit und Geborgenheit gibt.

2. Phase: Grenzsetzung: Nach erfolgreicher Bindungsphase folgt die Phase der Grenzsetzung, des Forderns und Förderns passend zum individuellen Entwicklungsalter. Auch heilpädagogische Förderung und (externe) Therapie können erst nach erfolgreicher Anbindung einsetzen
–> Förderkonzept

Die besondere Zeit: Jedes Kind hat – auch nach der Bindungsphase – eine fest geplante und vorhersehbare „besondere Zeit“ der Einzelzuwendung durch seine Bindungsperson (Plan als Aushang).